Performance_2021. Transformationen der leiblichen Körper- und Raumerfahrung in digital erzeugte Bilder

Monique Breuer


Bei einer Aufführung handelt es sich um eine körperlich vollzogene Handlung im Raum, die von mindestens einer Person wahrgenommen wird. An der Durchführung sind sowohl Akteur*innen als auch Zuschauer*innen beteiligt – die leibliche Ko-Präsenz bildet die Grundlage des Interagierens. Die Zuschauer*innen reagieren auf die Akteur*innen sowie die Akteur*innen auf die Zuschauer*innen (Fischer-Lichte 2012: 54). Der*die Performende kann sich in einer Face-to-Face-Situation den körperlich anwesenden Betrachter*innen nicht entziehen. Seine*ihre eigene leibliche Wahrnehmung ist untrennbar mit der Ko-Präsenz der Anderen verbunden.
Das Homestudium und Homeschooling verhinderten während der Pandemie eine Face-to-Face-Interaktion in der Entwicklung und Durchführung einer künstlerischen Performance: Wie kann die Körper- und Raumerfahrung über ein digitales Zwischenmedium vermittelt werden? Welche Möglichkeiten bietet die Etablierung eines kleinformatigen Ateliers im Sinne eines Gestaltungsraumes? Wie können Übungen so angeleitet werden, dass die Körpererfahrung und die Raumwahrnehmung in ein digitales Abbild des Raumes übertragen werden?
Im Workshop wird auf ein Lehrprojekt mit Studierenden zum Thema Transformationen. Körper- und Raumerfahrung Bezug genommen. Hier entwickelten die Studierenden eigene Performances, indem sie ihren alltäglichen Raum in einen Aktions- und Gestaltungsraum umwandelten. In diesem Zusammenhang stellten sich grundlegende Fragen danach, welche Möglichkeiten digitale Vermittlungskonzepte für den Erarbeitungsprozess von künstlerischen Performances bieten, wie die Durchführungen initiiert sowie begleitet werden können und welche Impulse notwendig sind.
Die Rolle der leiblichen Wahrnehmung im Gestaltungsprozess und die leibliche Kopräsenz als Interaktionssetting sind im Kontext einer analogen Vermittlung von Raumstruktur sowie Materialerfahrung der digitalen Vermittlung gegenüberzustellen.
Der Workshop beginnt mit Körperübungen zur Raumwahrnehmung und -strukturierung. Der Schwerpunkt liegt auf dem Konzept des Ateliers als Gestaltungsraum im Hinblick auf die Differenzierung von erlebtem Raum versus digital sichtbarem Raum.


Praxismaterial: Handy und Kleidung, die Bewegungsfreiheit ermöglicht.
Literatur:
Fischer-Lichte, Erika (2012): Performativität, Bielefeld: transcript, S.53.

MONIQUE BREUER ist derzeit Gastdozentin an der Universität Paderborn im Fachbereich Kunst, wo sie zuvor als Stipendiatin und wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Vermittlung von Performancetheorien- und -praktiken, die an der Schnittstelle von bildender Kunst und theaterpädagogischen Handlungsfeldern hinterfragt werden. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik in Leipzig studierte sie Contemporary Dance in London. Mit einem anschließenden Lehramtsabschluss in den Fächern Darstellendes Spiel und Deutsch absolvierte sie ihr Referendariat in Hannover.