CHRISTINE BIEHLER

CHRISTINE BIEHLER
Frankfurt am Main

KUNSTPÄDAGOGIK UND KÜNSTLERISCHE AKTION

Performative Praxen in der Lehre

Künstlerische Werke sind nicht allein durch lineares logisches Denken zu erfassen, ihre komplexe Struktur verlangt nach einer Flexibilität im Geiste, die kreuz und quer und um die Ecke denkt. Noch fruchtbarer für ein tiefer gehendes Verständnis ist es, in der Vermittlung auch die Flexibilität und die Intelligenz des eigenen Körpers einzusetzen. Performative Praxen im Unterricht mit ihrem Fokus auf Handlung und auf Bewegungen steuern Kopfgeburten entgegen und lassen recht unaufwändig mal spannende, mal witzige, mal erhellende dreidimensionale Bilder entstehen.
Anhand vieler Fallbeispiele wird im Vortrag vorgestellt, wie Schüler*innen und Studierende Performance als Medium nutzen und – indem sie Beuys wortwörtlich nehmen –„Gehversuche im Kniedenken“ unternehmen. So wird in der Vermittlungssituation etwa eine performative Parallelebene für eine Malerei konstruiert, wird mit einer Aktion auf ein bildnerisches Problem reagiert oder es werden Körperteile als Baumaterial für eine Plastik eingesetzt.
Das macht Spaß, bringt Bewegung in einen sitzenden Alltag in der Schule und führt ganz nah ran – an das Werk und an einen selbst als Person. Der jeweilige Gegenstand wird greifbar, spürbar begreifbar.
Es wird untersucht, was den Einsatz des Körpers im Kunstunterricht von Übungen aus dem Darstellenden Spiel unterscheidet und welchen Erkenntnisgewinn die Körpererfahrung in Bezug auf die Werke und die eigene künstlerische Praxis bringt.

Im Anschluss kann gemeinsam diskutiert werden:
Wann sind aktionsorientierte Methoden sinnvoll?
Wie stellt sich ein Raum her, in dem Lernende bereit sind, sich auch körperlich einzulassen?
Welcher Gegenstand verlangt welche Handlung?

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CHRISTINE BIEHLER ist Bildende Künstlerin, Kunstvermittlerin und Projektorganisatorin und lebt bei Frankfurt am Main. Sie studierte Freie Kunst mit den Schwerpunkten Bildhauerei und Film/Video an den Hochschulen für Bildende Künste in Berlin und Braunschweig und an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Neben dem Abschluss mit Diplom und als Meisterschülerin schloss sie ein Kunstpädagogik- und Germanistikstudium mit dem Ersten und Zweiten Staatsexamen ab. Seit 1991 stellt sie im In- und Ausland aus und bekam zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. vom Kunstfonds oder den Ministerien in Hessen und Rheinland-Pfalz. Im Zentrum ihrer künstlerischen Praxis steht die Transformation von Räumen im weitesten Sinne mittels Installation, Intervention und Aktion.
Ihr Kunstvermittlungsansatz ist ebenfalls von den Parametern Prozessorientierung, Performativität und Kontextbezug geprägt.
Als Professorin hat sie von 1999 bis 2010 an den Universitäten Dortmund und Hildesheim und an der Kunsthochschule Kassel geforscht und gelehrt und Studierende der Freien Kunst, angehende Kunstpädagogen*innen und Kulturwissenschaftler*innen unterrichtet. Aktuell unterrichtet sie u.a. als Lehrerin an einem Gymnasium. Von Zeit zu Zeit kuratiert sie Ausstellungen und Projekte im öffentlichen Raum.