KERSTIN HALLMANN

DR. KERSTIN HALLMANN
Leuphana Universität Lüneburg

KUNSTPÄDAGOGIK UND KUNSTVERMITTLUNG

Vom Eigensinn des Künstlerischen und der Bildung im Ästhetischen

Angesichts der Ausrichtung des Bildungswesens am Kompetenz-Paradigma und seinen evaluativen Kontrollmechanismen besteht zurzeit die Gefahr, dass der Kunstunterricht zunehmend marginalisiert wird und seine spezifisch künstlerischen Gehalte mehr und mehr verschwinden. Statt auf dem Eigensinn des Künstlerischen zu beharren, verengt sich die Kunstpädagogik auf seine vermeintlich als domänenspezifisch deklarierte Aufgabe zur Ausbildung visueller Kompetenzen im Sinne einer „Visual Literacy“. Doch engt diese Perspektive nicht das eigentliche Potenzial von Kunst ein?

Im Vortrag wird daher die Frage untersucht, wie Kunst wirkt und welche Rolle hierbei die Vermittlung von Kunst einnehmen kann. Im Gegensatz zur Kunstpädagogik, die mit unterschiedlichen Praktiken und Konzepten an der Schnittstelle zwischen den Künsten und der Pädagogik arbeitet, hat sich die Kunstvermittlung seit den 1990er Jahren als ein Vermittlungsformat etabliert, dass von vielfältigen Akteuren in Schulen, Museen und anderen Kulturinstitutionen betrieben wird und zwischen Kunst und Gesellschaft agiert. Die direkte Begegnung mit Kunst und/oder KünstlerInnen respektive Kulturschaffenden kennzeichnen kunstvermittelnde Prozesse, die insbesondere in der künstlerischen Kunstvermittlung von Kunst aus gedacht sind, zuweilen selbst kunsthafte Züge annehmen oder gar als kritische Perspektive institutionelle Rahmungen hin zur gesellschaftlichen Mitgestaltung erweitern.

Kann die Kunstpädagogik von der Perspektive der Kunstvermittlung lernen? Und in welchem Verhältnis stehen Kunstpädagogik und Kunstvermittlung?

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KERSTIN HALLMANN ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst, Musik und ihre Vermittlung der Leuphana Universität Lüneburg und hat im Wintersemester 2018/19 eine Gastprofessur an der Kunstakademie Münster inne. Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Ästhetische Bildung, Kunstvermittlung und phänomenologische Forschung in der Kunstpädagogik. Studium der Sozialpädagogik, Erziehungswissenschaften und Kunstgeschichte, sowie langjährige Tätigkeit als Kunstvermittlerin und Museumspädagogin am Sprengel Museum Hannover, der Kunstschule KunstWerk Hannover und 2002 bei der Documenta 11 in Kassel. 2016 schloss sie ihre Promotion zur Bedeutung von Wahrnehmung im Modus von aisthesis für Bildungsprozesse und für die Konzeption „Synästhetischer Strategien“ in der Kunstvermittlung ab. Im Netzwerk Forschung Kulturelle Bildung ist sie Sprecherin des Clusters „Partizipation und Interaktion in der Kulturellen Bildung“. Organisation von Vorträgen und Tagungen zu Fragen der künstlerischen Kunstvermittlung und seit 2017 kunstvermittelndes Kooperationsprojekt mit dem Künstlerhaus Lauenburg/Elbe. Aktuell arbeitet und forscht sie zur Wirksamkeit von kunstpädagogischen Inszenierungen, Sound im Kunstunterricht und über die Professionalisierung in der kunstvermittelnden Lehrerbildung.