ORTE KÜNSTLERISCHER BILDUNGSPROZESSE

Kunstpädagogische
Praxen an Kunstakademien

Geni(e)us Loci?
Die Kunstakademie als Ort des Studiums von Kunst und Lehre
Annette Hasselbeck

Die Kunstakademie oder die Kunsthochschule beeinflussen die Art des künstlerischen Lehrens und Lernens mit ihren institutionellen, baulichen und sozialen Strukturen, den Menschen vor Ort und auch mit ihrer Geschichte. Der Ort des Studiums prägt das Verhältnis der Studierenden zur Kunstdidaktik, zur Kunst und zu sich selbst sowie das kunstdidaktische Handeln Lehrender. Er prägt Selbstbilder und wird selbst von der sozialen Gemeinschaft vor Ort geformt, was die Frage nach dem Ort für die kritische künstlerische und kunstdidaktische Selbstreflexion relevant macht. Im Fokus bisheriger Diskussionen um die Lehre an Kunstakademien standen die Lehr- oder Nichtlehrbarkeit von Kunst und die Geschichte der Kunstakademien. Während im kunstdidaktischen Diskurs um eine künstlerische Kunstpädagogik die Relevanz der eigene Künstler:innenpersönlichkeit von Kunstlehrer:innen für die Kunstpädagogik diskutiert wird, stellt sich für Studierende an Kunstakademien und –hochschulen in der Praxis oftmals die Frage mit umgekehrten Vorzeichen, nämlich wieviel Lehrer:innenpersönlichkeit die Künstler:innenpersönlichkeit verkraftet. Dies und die Fragen nach der Lehrbarkeit der Kunst, der Historie institutionalisierter künstlerischer Bildung ist in verschiedenen Akademien und Hochschulen örtlich verankert. Dort entwickeln sich die prägenden künstlerischen und kunstdidaktischen Konstellationen und Haltungen von Generation zu Generation. Die Kunstakademie ist ein Ort, der sich mit jeder dieser Studierenden- und Lehrendengenerationen wandelt, er ist nicht statisch. Gleichzeitig verbindet er die sich ständig wandelnden künstlerischen und kunstdidaktischen Handlungsräume. Dieser zweite einführende Vortrag soll die Reflexion der Kunstakademie und Kunsthochschule als Ort künstlerischen Lehrens mit einem Blick auf das Wechselverhältnis zwischen dem Ort und den künstlerisch und kunstdidaktisch Handelnden an diesen besonderen Orten künstlerischer Bildung eröffnen.

ANNETTE HASSELBECK, künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Kunstakademie Düsseldorf (Didaktik der Bildenden Künste) und der Universität Siegen (Innovatorin im Leitungsteam der CoP Kunst und Musik im Forschungsprojekt ComeIn). Im Rahmen ihrer Dissertation erforscht sie das Künstler:innenbuch als raumbildende und ortserkundende Methode. Nach dem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf (Kunst auf Lehramt und Freie Kunst, Meisterschülerin von Prof. Herbert Brandl) absolvierte sie ihr Referendariat in Berlin. Dort Lehrtätigkeit an Sekundarschule und Gymnasium. Weiterhin Ausstellungstätigkeit eigener künstlerischer Arbeiten sowie partizipativer und inklusiver Kunst- und Ausstellungsprojekte. Arbeitsschwerpunkte: Ortsbezogene Kunstdidaktik, künstlerische Ortserkundungen und Raumrepräsentationen, Urbanes Lernen, künstlerisches Arbeiten in Naturräumen, Entwicklung partizipativer und inklusiver Lehr-Lern-Formate.