Sabiene Autsch

(Universität Paderborn)

„VON SKULPTUR AUS“. HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE KÜNSTLERISCHE KUNSTVERMITTLUNG

Skulptur heute bewegt sich in maximalen Dimensionen: In der Weise wie sich die Formate und das Materialreservoir zunehmend vergrößern, wie sich Grenzen zu benachbarten Disziplinen erweitern, Begriffe aufweichen und Prozesse von Multiplizierung und Beschleunigung zugleich eine freiere Auslegung des Skulpturalen hervorrufen, wird der Betrachter zugleich mit Zuständen von Fragilität, mit Praktiken des Destabilisierens und Deformierens, mit Strategien von De- und Reterritorialisierungen, von Brechung und Bruch konfrontiert. Unübersehbar dabei ist das Interesse von Bildhauerinnen und Bildhauern, besonders Alltagsdinge aufzugreifen, d. h. Bekanntes in andere Materialien zu übersetzen, oder in unerwartete Situationen, Zusammenhänge und Funktionen zu überführen, um letztlich auf diese Weise ein Spiel mit dem „identifizierten Sehen“ zu betreiben. Wie aber kann man in dieser medialen, formalen und inhaltlichen Grenzenlosigkeit der Skulptur zugleich Orientierung finden? Welche Diskursanreize dafür liefern die künstlerischen Arbeiten selbst, durch die konzeptionelle Diagramme und rhizomatische Lesarten zugleich und erneut flexibilisiert werden? Welche Konsequenzen resultieren daraus für die Trias Zeigen, Erfahren und Vermitteln, für Lehr- und Lernformate?
An ausgewählten künstlerischen Beispielen und Inszenierungsformen (Pierre Huyghe, Cyprien Gaillard, Monika Sosnowska, KW Berlin, Slg. Boros, Documenta 13) von diversen Exkursionsseminaren mit Studierenden der Kunst, Kunstgeschichte und Kunstvermittlung, soll das Verhältnis zwischen dem Raum der Skulptur und dem Erfahrungsraum näher beleuchtet werden. Dabei wird besonders nach jenen Konstanten, Verkettungen und „rhetorischen Figuren“ gefragt, die den Blick auf die semantische Aufladung des Materials lenken und darüber Anschlüsse für eine künstlerisch argumentierende Kunstvermittlungspraxis liefern.


SABIENE AUTSCH Seit 2008 Univ. Professorin für Kunst, Kunstgeschichte und ihre Didaktik, Universität Paderborn, 2008 Habilitation Universität/Kunsthochschule Kassel, Venia Legendi für die Kunst der Moderne/Zeitgenössische Kunst, 2006-08 Vertr. Prof. Uni Paderborn, 2004-05 Künstlerhaus Bethanien Berlin, 2002-04 Wiss. Mitarbeiterin DFG-Projekt „Expositionen. Atelier und Dichterzimmer in neuen Medienwelten“ (Prof. Dr. P. Seibert, Universität Kassel), 2002 Wiss. Mitarbeiterin im Projekt „Virtualisierung von Skulptur: Rekonstruktion, Präsentation, Installation“ (DFG-Teilprojekt/Forschungskolleg Siegen, Prof. Dr. Gundolf Winter), ab 1999 Museum für Gegenwartskunst Siegen, 1998 Promotion, Forschungsstipendium des Landes NRW „Visual History“, 1992-1996 Wiss. Mitarbeiterin/Assistentin DFG-Projekt „Die Freideutschen“ (Prof. Dr. J. Reulecke, Universität Siegen), 1. und 2. Staatsexamen (Gießen), 1984-90 Studium Bildende Kunst, Kunstgeschichte, Neuere und Neueste Geschichte an den Universitäten Siegen und Wien. Eigene künstlerische Arbeiten, kuratorische Projekte und Ausstellungen im In- und Ausland.

Lehr- und Forschungsschwerpunkte: Kunstgeschichte und Kunsttheorie 19.-21. Jahrhundert, Geschichte der Documenta, Theorie der Ausstellung, Räume in der Kunst, Spielformen der Angst, Bild und Inszenierung nach 9/11, Kunst und Kulinarik, Kulturen des Kleinen/Modelle und Mikroformate in der Gegenwartskunst.