Hannes Brunner

(Kunsthochschule Weißensee Berlin)

DIE ARBEIT MACHT EIN ANDERER

Das Abfragen von Daten prägt unser Dasein. Der Wunsch, die Entscheidung andern zu überlassen, ebenfalls.

Zur Zeit verändern sich die seit Längerem als konstant angenommenen Beziehungen zwischen „Raum in echt“ und dem, wie wir auf ihn als Mischung von „echt und vorgestellt“ reagieren. Die Wahrnehmung und Wissenssteigerung durch algorithmische Aufzeichnung ist immens, deren Einfluss im Zusammenhang unserer eigenen „Sense Data“ ungewiss. Die Folge ist oft: Was können wir planen? – Wie lassen sich unsere inhaltlichen Lebensbereiche aus einer medialisierten Fläche in einen so genannten physischen Raum hineinbauen? Bedeutet das: Ist es mit dem reinen Modelling getan, oder sollen wir uns vorher schon einmal an anderem orientieren? Ein kniffliger Prozess. Sich einfach vom Implementieren der heutigen Medien fernzuhalten ist keine Lösung mehr. Sich ganz in die Entmaterialisierung und Körperlosigkeit hineinzugeben, auch nicht. Das Bewusstsein über die fast unendlichen Optionen verlagert unsere Motivation, sich für das eine oder andre entscheiden zu können. Durch Beschleunigungen auf der einen Seite entstehen gleichzeitig auch unübersichtliche Verzögerungen.

Ich möchte mit dem Begriff „Skulpturales Handeln“ umgehen. Auch wenn er Verwirrung stiftet, gibt er mir die Gelegenheit, Dimensionen der künstlerischen Arbeit über das zwei-, drei- und mehrdimensionale Denken hinaus neu zu denken und zu besprechen. Darin wird das Handeln mittels bildhauerischer Techniken, das Handeln in verschiedensten Umgebungen – auch den digitalen! – und das Handeln der Skulptur selbst einbezogen. Die geschicklichkeitsorientierte Fähigkeit spielt eine Rolle, mit verschiedenen Techniken bildend umzugehen, wie auch die persönliche Absicht, basierend auf unterschiedlichsten Voraussetzungen und Vorstellungen.


HANNES BRUNNER Professor für Bildhauerei und Prorektor an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Er studierte Architektur an der ETH Zürich sowie Fotografie und Bildhauerei an der Kunsthochschule in Kassel. Nach einer Professur für Projektkunst an der Muthesiushochschule in Kiel, wo er u.a. das Forschungsprojekt zum digitalen Campus www.ArtKnowledge.net initiierte, war er bis 2008 Chairman des Fine Arts Motion Graphic Program NYIT, New York Institute of Technology, in Abu Dhabi, UAE. Hannes Brunner favorisiert ephemere Materialien in seinen Installationen. In kontextbezogenen Kunstprojekten werden verschiedene Medien mit sozialen Prozessen kombiniert, von der digitalen Kommunikation hinein in den realen, physischen Raum. Seine Projekte werden national und international ausgestellt.