Anna Penning

(Universität Paderborn)

SKULPTURALES HANDELN IM AKUSTISCHEN RAUM

Die Materialität zeitgenössischer Skulpturen und Installationen ist vielgestaltig und lässt sich nicht allein mit dem visuell-optischen Sinn wahrnehmen: Zum grundsätzlich gegebenen Körperbezug der Skulptur durch ihre reale Präsenz im Raum kommen Gerüche, Töne und Geräusche, Geschmäcker, synästhetische Wahrnehmungen, haptische Wahrnehmungen auf der Haut wie Wind, Wärme oder der Gleichgewichtssinn wird angesprochen. Exemplarisch für diese Entwicklung ist eine Erweiterung skulpturalen Handelns ins Akustische. Doch was haben skulpturale Kunstwerke, die neben Sehsinn und Haptik auch den Hörsinn ansprechen, gemeinsam? Wie werden sie wahrgenommen und welche didaktischen Potentiale ergeben sich aus dieser neuen Skulpturwahrnehmung?
Unter Berücksichtigung einschlägiger Literatur zum Thema Klangkunst lassen sich drei Entwicklungen ausmachen, welche die Besonderheiten der Verwendung von Klang als skulpturalem Material bedingen, aber auch exemplarisch für viele andere zeitgenössische, skulpturale und installative Arbeiten sind: Zum einen ist ein sich stetig erweiterndes Materialverständnis zu verzeichnen, welches sinnliche Erfahrungen von Skulptur ermöglicht, die über das Visuelle weit hinausgehen. Zum anderen zeigt sich eine sich verändernde raum-zeitliche Organisation, von Sabine Sanio treffend als „ästhetische Situation“ beschrieben. Hier lässt sich neben der zunehmenden Relevanz der räumlichen und kontextuellen Verortung eine Tendenz zur Verzeitlichung feststellen sowie die Verschiebung des Fokus vom fertigen, dinghaften Kunstwerk auf den Prozess, das Machen. Drittens ist eine zunehmende Involvierung des Rezipienten in die Skulptur oder Installation, bis hin zu einer direkten Mitwirkung/ Partizipationsmöglichkeit festzustellen.
In diesen drei Entwicklungen hat das Akustische exemplarischen Charakter für die Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Skulpturales Handeln im akustischen Raum ist somit auch relevant für den kunstdidaktischen Diskurs.


ANNA PENNING Wiss. Mitarbeiterin im Bereich Kunst und ihre Didaktik (Schwerpunkt Bildhauerei) an der Universität Paderborn; Ausbildung und Tätigkeit als Glasmalerin; Lehramtsstudium an der Universität Paderborn, 1. Staatsexamen; Arbeitsschwerpunkt Kunst und Sound: Klänge in Skulptur und Installation.