MARIO URLASS

PROF. MARIO URLASS
Pädagogische Hochschule Heidelberg

KUNSTPÄDAGOGIK UND SCHULPRAXIS

Gegenwärtige kunstpädagogische Grundschulpraxis wird noch immer von einer Nachahmungsdidaktik dominiert, die die Kinder letztlich erfahrungsarm und leidenschaftslos zurücklässt. Was bleibt, sind meist uniforme Bilder als Ergebnis eines formalen Unterrichts und eines instrumentalisierten Verständnisses von Bildung. Aus stereotypen Vorgehensweisen ergeben sich kaum Bildungschancen, die in Beziehung gesetzt werden können zu Fragen nach der Vielfalt des Ausdrucks, nach dem Individuum, das in der Auseinandersetzung mit einer Sache eigene Gestaltungswege verfolgt.

Zur Praxis künstlerischer Bildung in der Grundschule. Lernen in Projekten

Wenn es gilt, Kunstpädagogik in der Grundschule zeitgemäße Perspektiven zu verleihen, müssen mögliche Potentiale und die besondere Bedeutung von Prozessen, Methoden und Strategien einer künstlerischen Bildung hinterfragt werden. Mein Plädoyer gilt einer am Werkprozess orientierten Didaktik spielerisch-experimentellen und forschenden Lernens, welche im Rahmen künstlerischer Projekte die Fragestellungen der Kinder aufnimmt und Wege ausfindig macht, innerhalb derer sich individuelle Formen künstlerischen Denkens und Handelns ausprägen lassen. Kinder sollen erkennen können, dass ihre Imaginationen zugleich Möglichkeiten persönlicher Entwicklung ausloten und durch künstlerischen Ausdruck zu eigener Wirklichkeit werden.

Modellhaft wird anhand eines künstlerischen Projekts, realisiert in einer Grundschulklasse, dargestellt, was spezifische Ziele, Merkmale und Methoden künstlerischer Bildung beschreibt. Es soll gezeigt und diskutiert werden, wie Kinder in der Lage sind, sich mit einer Thematik multiperspektivisch über einen längeren Zeitraum auseinanderzusetzen und dabei in ihren Gestaltungen individuelle Bedeutungszusammenhänge zu entwickeln.

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MARIO URLASS ist seit 2003 Professor für Kunst und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Nach dem Studium am Institut für Lehrerbildung Auerbach und  an der Universität Leipzig (Kunstpädagogik) lehrte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Chemnitz und Erlangen-Nürnberg. Neben seiner Lehrtätigkeit an Hochschulen übernahm er mehrere Jahre Kunstunterricht an Grundschulen. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in der künstlerischen Bildung im Primarbereich, in interdisziplinärer künstlerischer Projektarbeit in Lehramtsstudiengängen und im Feld der Gegenwartskunst. Er war Mitorganisator mehrerer kunstpädagogischer Kongresse (u.a. Internationaler InSEA-Kongress „Horizonte“ 2007, BuKo 12 „Partizipation“ / Bundeskongress der Kunstpädagogik 2010-2012) und hielt Vorträge, insbesondere zu künstlerischer Bildung in der Grundschule, u.a. in Japan, China und Chile. Als Künstler arbeitet er medial in den Bereichen Malerei und Objektkunst. Seine Ausstellungs-, Vortrags- und Publikationstätigkeit ist auf der Homepage www.mario-urlass.de einsehbar.